Unser neuer Dirigent im Interview

Copyright: Conrad Schmitz

Lieber Mihály, könntest Du Dich bitte kurz vorstellen? (Name, Alter, bisherige Stationen…)
Hallo an Alle! Es ist mir eine immense Freude, die Stelle des neuen Universitätsmusikdirektors anzutreten und mit Euch/Ihnen eine spannende musikalische Reise zu beginnen!

Ich heiße Mihály Zeke und wurde 1982 in London geboren, wuchs dann in Ungarn und Griechenland, den Heimaten meiner beiden Musiker-Eltern, auf. In meiner Jugend galt meine Liebe sowohl der Musik als auch der Wissenschaft. Zunächst trat ich ein Studium der Biologie an, nach einer maßgeblichen Begegnung mit Helmuth Rilling entschied ich mich aber schließlich doch für die Musik und trat an der Musikhochschule Stuttgart ein Doppelstudium in Kirchenmusik und Klavier an, später kam dann das Aufbaustudium in Chor- und Orchesterleitung. Die nächste Station war Dijon, wo ich drei Jahre Opernchordirektor war, dann weitere drei Jahre in Paris. Von dort aus leitete ich projektweise den im Burgund basierten Kammerchor Arsys und arbeitete freischaffend, auch in England, Deutschland und Ungarn. Seit 2018 bin ich nun wieder im geliebten „Ländle“ und unterrichte als Professor an der Hochschule für Kirchenmusik in Tübingen, sowie an der HMDK Stuttgart.

Wer ist der (musikalische) Held Deiner Kindheit?
Kaum zusammenzufassen! Helden waren Michael Ende, Hermann Hesse (immer noch), Jean-Luc Picard und viele mehr… Musikalische Helden gab es nicht nur aus der Klassik (Bach, Michelangeli, Gould, Callas), sondern auch – damals vor allem – aus „moderneren“ Zeiten: Pink Floyd, Deep Purple, Dream Theater u.a.

Wer ist Dein (musikalischer) Held heute?
Auch viele. Wenn ich unbedingt einen nennen sollte, wäre das Claudio Abbado.

Wo liegen Deine musikalischen Schwerpunkte?
Ich halte mich an das Prinzip, musikalischer „Allesfresser“ zu sein, lediglich kristallisieren sich mit der Zeit manche Neigungen. Mittelalterliche Musik mache ich kaum, auch mit der seriellen Komposition bin ich etwas weniger vertraut. Ansonsten versuche ich, ein Repertoire aus möglichst allen Zeitaltern der „E-Musik“ zu pflegen, von der Renaissance bis zur zeitgenössischen Musik. Ich habe ein besonderes Interesse für vokale Musik, sei es Chorsinfonik, a-cappella oder Lied-Duo – neben dem Dirigieren spiele ich regelmäßig Liedkonzerte.

Welche Instrumente spielst Du?
Ich spiele Klavier und Orgel, Gesang ist natürlich auch Teil meines musikalischen Lebens. Früher habe ich auch Geige und Horn gespielt, heute müsste ich aber viel üben, um diese wieder aufzunehmen.

Leitest Du außer unseren Akademischen Ensembles noch andere Chöre / Orchester?
Ich leite projektweise das Ensemble Kastalia, ein professionelles, in Paris basiertes und aus diversen europäischen SängerInnen bzw. InstrumentalistInnen bestehendes Kollektiv, das aus meiner Arbeit mit Arsys herausgewachsen ist. Als Gastdirigent habe ich in letzter Zeit die Rundfunkchöre in Budapest und in Athen sowie das burgundische Sinfonieorchester geleitet.

Was ist der größte Unterschied zwischen Chorsängern und Orchestermusikern?
Der wichtigste Unterschied ist natürlich, dass ChorsängerInnen selbst ihr Instrument sind und es nicht im Kasten tragen müssen. Sie können es also nicht irgendwo vergessen – dafür müssen sie es aber dauernd aufbauen, weiterentwickeln und auch durch einen nicht allzu extremen Lebensstil etwas schonen…

Und was ist ihre größte Gemeinsamkeit?
Die Atmung, die Vorstellungskraft, die Suche nach gemeinsamem Denken und Fühlen, nach Harmonie im Klang und auch im menschlichen Zusammensein.

Auf welche(s) Projekt(e) freust Du Dich besonders?
Auf jedes einzelne! Musizieren ist sowieso ein höchstes Glück, wenn man aber dazu noch den Luxus genießt, das Repertoire selbst auswählen zu dürfen, dann ist jedes Projekt ein Fest, allein die Wahl kann manchmal qualvoll sein. Natürlich freue ich mich zusätzlich auf die Reisen, die auf uns zukommen… Auch wird es sicherlich spannend, das Repertoire der Uniensembles durch weitere Werke aus dem 20. und sogar 21. Jahrhundert zu bereichern!